Bärbel E. Kohler
Unternehmens-Resilienz ist kein Luxus, sondern eine überlebenswichtige Voraussetzung.
Ohne einen entschlossenen und strategischen Fokus darauf werden Krisen nicht nur an Häufigkeit und Unvorhersehbarkeit zunehmen, sondern auch potenziell weit höhere, oft existenzielle Schäden verursachen – bis hin zur Insolvenz. Ein holistischer, integrativer Ansatz ist unabdingbar, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Unternehmen gegen die Herausforderungen einer zunehmend komplexen und volatilen Welt zu wappnen.
Einleitung
Unternehmens-Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, in einem dynamischen und oft unsicheren sowie globalen Umfeld zu überleben, sich anzupassen und gestärkt aus Krisensituationen hervorzugehen. In unserer globalisierten und technologiegetriebenen Welt ist Resilienz nicht nur ein Erfolgs- und Wettbewerbsvorteil, sondern eine Notwendigkeit. Die vorausschauende Krisenprävention ist dabei ein zentraler Bestandteil.
Ziel dieses Artikels ist es, die vier zentralen Bedingungen für die Entwicklung und Sicherstellung von Unternehmens-Resilienz zu beleuchten:
- Sichere und frühzeitige Erkennung von Veränderungen
- Definition einer robusten Resilienz-Strategie in einer offenen Unternehmenskultur
- Implementierung eines integrierten Unternehmenscontrollings
- Überwindung von gefährlichen Missverständnissen im bisherigen Unternehmenscontrolling und die Notwendigkeit geeigneter Methoden und IT-Unterstützung
1. Sicheres und frühzeitige Erkennung von internen und externen Veränderungen
Die Fähigkeit, Veränderungen und deren Auswirkung auf die Leistungs-, Kosten- und Wettbewerbsfähigkeit frühzeitig zu erkennen und sicher zu bewerten, bildet das Fundament für eine starke Unternehmensresilienz.
Dabei müssen zwei zentrale Veränderungsbereiche zeitnah analysiert und eingeschätzt werden:
1. Interne Veränderungen in den drei Kernbereichen:
- Struktur: Organisatorische Anpassungen und Optimierungen
- Situation: Aktuelle Auslastung und Kapazitätsnutzung.
- Einflussparameter der Kosten-Leistungs-Faktoren: Entwicklungen bei Personal- und Personalnebenkosten, Energie- und Raumkosten sowie weiteren relevanten Aufwandsbereichen.
2. Externe Veränderungen, wie etwa:
- Markt- und Wettbewerbsdynamiken.
- Änderungen in Tarifverträgen und rechtlichen Rahmenbedingungen
Die Analyse und Bewertung der Unternehmens-Resilienz muss stets ganzheitlich erfolgen, indem die aktuelle Ist-Situation des Unternehmens mit der Soll-Situation im Wettbewerbsumfeld verglichen wird und die Mindestvoraussetzungen in der Rendite beachtet werden.
Nur durch diesen kontinuierlichen Abgleich lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.
Folgende Aspekte sind wesentlich:
- Frühwarnsysteme: Business-Intelligence-Tools und Datenanalysen (z. B. Echtzeitanalysen) sind entscheidend, um relevante Daten zu überwachen (Mangra & Mangra, 2024).
- Offene Unternehmenskultur: Eine flexible Kultur, die Innovation und kritisches Denken fördert, befähigt Mitarbeitende zur proaktiven Identifikation von Risiken und Chancen. Die Unternehmensleitung ist dabei verantwortlich für klare Leitlinien und die Definitionen von Verantwortlichkeiten und Rollen.
- Standardisierte Kennzahlen: Soll-Ist-Vergleiche ermöglichen es, sowohl Chancen als auch Risiken zu bewerten (Weber, 2023).
Hier ein Beispiel für die direkte Bewertung der Krisenfestigkeit bei einer Veränderung der Auslastung von 93% auf 79,4%:
Bild1: Veränderungsauswirkung © valueforce
Eine zentrale Herausforderung bleibt dabei die Auswahl und Priorisierung relevanter Parameter, die heute durch die Entwicklung der standartesierten Leistungs- und Wettbewerbskennzahlen grundsätzlich gelöst ist.
Dies erfordert ein Zusammenspiel aus Technologie, Prozessen und moderner Methoden. Ohne ein reales Unternehmenscontrolling, aufgebaut als Frühwarn- und Überwachungssystem für interne und externer Einflussparameter nicht möglich.
Unternehmensresilienz ist mehr als Krisenmanagement und mit bekannten ERP-Systemen nicht umsetzbar.
Neue moderne Perspektive: Proaktives Risikomanagement
Proaktives Risikomanagement: Das Unvorhergesehene vorhersehen
Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, Risiken nicht nur zu managen, sondern proaktiv zu antizipieren. Durch Governance-, Risiko- und Compliance-Rahmenwerke (GRC) sowie die Nutzung fortschrittlicher Technologien wie KI können Risikodaten abteilungsübergreifend konsolidiert und frühzeitig überwacht werden. Szenarioanalysen und Simulationen ermöglichen es Unternehmen, sich auf Unterbrechungen vorzubereiten und Ressourcen effizienter einzusetzen. Dies wandelt Unsicherheiten in handhabbare Herausforderungen um.
2. Definition und Aussagen zur einer robusten Resilienz-Strategie
Resilienz ist keine binäre Eigenschaft, sondern ein Spektrum. Messbare Kriterien umfassen:
- Krisenbewältigungsfähigkeit: Resiliente Unternehmen können plötzliche Störungen wie Cyberangriffe ohne signifikante Einbußen bewältigen (Sutcliffe & Vogus, 2003).
- Flexibilität und Agilität: Anpassungsfähige Unternehmen reagieren schnell auf sich verändernde Marktanforderungen.
- Nachhaltige Wertschöpfung: Kontinuität und Stabilität unter volatilen Bedingungen sind ein Indikator für Resilienz (Weber, 2023), iw auch ein sicherer Unternehmens-Resilienz-Index (valueforce 2020)
Diese Kriterien müssen zwingend in den Unternehmen operationalisiert und als Standard etabliert werden. Voraussetzung dafür sind einheitliche und standardisierte Leistungs- sowie Wettbewerbskennzahlen, die sowohl operative als auch strategische Dimensionen abdecken. Nur so lassen sich Krisen effektiv vermeiden und im Ernstfall bestmöglich bewältigen. Dies sind unabdingbare Voraussetzungen für eine solide Unternehmensresilienz.
Wissenschaftliche Definition und theoretische Herausforderungen:
Unternehmensresilienz beschreibt die Fähigkeit einer Organisation, unter sich verändernden internen und externen Bedingungen, sowie trotz widriger Ereignisse ihre Kernfunktionen aufrechtzuerhalten und neue Chancen und notwendige Maßnahmen bzw. Strategien frühzeitig zu erkennen und zu nutzen, um langfristig die Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Quellen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung umfassen Arbeiten zu Risikomanagement, Organisationsentwicklung und Nachhaltigkeit, wie z. B. die Studien von Sutcliffe & Vogus (2003) oder Boin & van Eeten (2013).
Auf Grundlage der identifizierten Schwächen in den bisherigen Kosten- und Leistungsrechnungen wurde die Entwicklung moderner Methoden wie des Leistungsmanagements mit Real-Time Business Intelligence (RTBI) voran-getrieben.
Diese verbindet ein funktionierendes Unternehmenscontrolling, aufgebaut als leistungsstarkes Frühwarn- und Überwachungssystem mit einer effektiven Steuerung. Der Schlüssel der modernen Unternehmens-Resilienz liegt in der entscheidungssicheren Echtzeit-Datenanalyse.
Je früher Krisen erkannt werden, je besser man informations- und steuerungs-technich auf Krisen vorbereitet ist, desto geringer sind ihre gravierenden Auswirkungen auf das Unternehmen.
Notwendige Leistungs- und Wettbewerbskennzahlen des modernen Unternehmens-Resilienz mit dem zwingend Real-Time Business Intelligence (RTBI), immer als reales Unternehmenscontrolling, aufgebaut als effektives Frühwarn- und Überwachungssystem und mit der wichtigen direkten Verzahnung mit der Unternehmenssteuerung:
Bild 2: Frühwarn- und Überwachungssystem © valueforce
Widerstandsfähigkeit: Stärke im Angesicht von Unterbrechungen
Standardisierte Bewertungsmethoden helfen Unternehmen, kritische Risiken zu priorisieren. Szenario basierte Simulationen und strukturierte Ansätze ermöglichen eine fokussierte Ressourcenallokation. Unternehmen, die ihre Resilienz durch Simulationen und Hypothesenbildung stärken, sind besser auf plötzliche Störungen vorbereitet.
Veränderung – Bewertung – Steuerung in Echtzeit!
3. Integriertes Unternehmenscontrolling mit direkt gekoppelter Unternehmenssteuerung
Nicht das Controlling, sondern nur ein robustes Unternehmenscontrolling, das direkt mit der Unternehmenssteuerung verknüpft ist, bildet die dritte schon erwähnte weitere Grundbedingung.
Die folgenden Prinzipien sind dabei von Bedeutung:
- Echtzeit-Analysen: Moderne digitale Tools ermöglichen die Erfassung und Analyse von Unternehmensdaten in Echtzeit. So können Abweichungen frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Nicht nur die Krisenvermeidung profitiert davon, sondern auch die Krisenbewältigung. Alle Veränderungen oder Simulation können so entscheidungssicher bewertet werden und notwendige Maßnahmen und Strategien daraus zeitnah und entscheidungssicher abgeleitet werden.Krisenvermeidung- und Krisenbewältigung durch eine neue moderne, realen und wirkungsvollen Unternehmensresilienz.
- Strategische und operative Integration: Das Unternehmenscontrolling muss eng mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens verzahnt sein, also mit der Unternehmenssteuerung. Eine reine retrospektive Analyse reicht nicht aus; es braucht vorausschauende Steuerungs-instrumente, die Szenarioanalysen und Simulationen zwingend umfassen.
- Transparente Entscheidungsprozesse: Eine effektive Unternehmens-steuerung erfordert, dass Entscheidungen datenbasiert und transparent getroffen werden. Gleichzeitig sollte ein gewisses Maß an Flexibilität erhalten bleiben, um auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können.
Die Integration von einem realen und bisher in vielen Unternehmen nicht vorhandenes Unternehmenscontrolling und Steuerung, als Basis einer starken Unternehmens-Resilienz, schafft nicht nur Resilienz, sondern fördert auch die Innovationskraft und die langfristige Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit.
Funktionsübergreifende Integration: Silos aufbrechen
Risiko- und Compliance-Management dürfen nicht isoliert bleiben. Durch die funktionsübergreifende Zusammenarbeit entstehen Synergien, die Transparenz und Innovationskraft fördern. Beispielsweise kann eine Cybersicherheitsbedrohung erhebliche finanzielle Risiken nach sich ziehen, die durch einen bereichsübergreifenden Ansatz besser adressiert werden können.
4. Überwindung von gefährlichen Missverständnissen im bisherigen Unternehmenscontrolling und die Notwendigkeit geeigneter Methoden und IT-Unterstützung
Unternehmenscontrolling wird häufig mit operativem Controlling oder gar dem Rechnungswesen gleichgesetzt. Insbesondere durch die Nutzung gängiger ERP-Systeme entsteht eine falsche Vorstellung von dessen Potenzial. Diese Systeme sind, wie bereits erwähnt, völlig ungeeignet, um ein reales Unternehmenscontrolling mit den notwendigen Frühwarn- und Überwachungssystemen zu gewährleisten.
Die zentrale Herausforderung liegt in der fehlenden Integration von IT-Lösungen, die speziell auf die Anforderungen eines resilienten Unternehmenscontrollings zugeschnitten sind:
- Frühwarn- und Überwachungssystem: Systeme, die auf Basis von Business Intelligenz (BI) und integrierten Indikatoren, wie die effektiven standartesierten Leistungs- und Wettbewerbskennzahlen, potenzielle Risiken identifizieren sind Voraussetzung für ein funktionierendes Frühwarn- und Überwachungssystem mit Echtzeit-Funktionalität.
- Erweiterte Datennutzung: Über ERP-Daten hinaus müssen externe Faktoren wie Marktdaten, geopolitische Risiken und branchenspezifische Entwicklungen in die Analyse einbezogen werden.
- Modularität und Anpassungsfähigkeit: Die IT-Infrastruktur sollte flexibel und anpassungsfähig sein, um auf neue Anforderungen schnell reagieren zu können. Erst einmal Resilienz, Erfolg, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft, dann Buchhaltung und Jahresabschluß.
Ohne diese Unterstützung bleibt das Unternehmenscontrolling hinter seinen Möglichkeiten nicht nur zurück, sondern bietet auch keine ausreichende Grundlage, um die Resilienz des Unternehmens sicherzustellen.
Erstes Fazit
Unternehmensresilienz ist heute mehr als eine Reaktion auf Krisen – sie ist eine strategische Notwendigkeit in einer dynamischen und vernetzten globalen Wirtschaft. Wahre Widerstandsfähigkeit geht weit über die bloße Fähigkeit hinaus, sich von Störungen zu erholen. Sie umfasst die Antizipation zukünftiger Herausforderungen, die Anpassung an neue Gegebenheiten und die aktive Gestaltung des Wandels. Dabei wird klar, dass eine notwendige Resilienz nicht mit veralteten Methoden oder starren IT-Lösungen erreicht werden kann. Vielmehr erfordert sie ein neues Denken, das traditionelle Ansätze hinterfragt und auf Agilität, technologische Modernisierung und funktionsübergreifende Zusammenarbeit setzt.
Unternehmen, die Risiken nicht als Bedrohung, sondern als strategische Chance begreifen, werden langfristig erfolgreich sein. Solche vorausschauenden Organisationen fördern Risikotransparenz, schaffen widerstandsfähige Strukturen und stärken das Vertrauen in ihre Prozesse und Geschäftsmodelle. Sie nutzen Resilienz als dynamisches Instrument, das ihnen nicht nur Stabilität verschafft, sondern auch die Fähigkeit, aus Unsicherheiten Wettbewerbsvorteile zu ziehen.
In einer Welt, in der Störungen immer häufiger und komplexer werden, ist es entscheidend, sich bewusst zu machen, dass nachhaltiger Erfolg nur durch die Integration von Resilienz in alle Bereiche der Unternehmensstrategie möglich ist. Erfolgreiche Unternehmen sind nicht diejenigen, die lediglich in stabilen Zeiten bestehen, sondern diejenigen, die Risiken aktiv managen und Chancen mutig nutzen.
Resilienz ist somit der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Wirtschaften. Sie verbindet strategisches Denken, technologische Innovation und eine flexible Unternehmenskultur zu einer starken Grundlage für nachhaltiges Wachstum. Unternehmen, die diesen Weg konsequent verfolgen, werden nicht nur Unsicherheiten meistern, sondern auch die Grundlage für Vertrauen, Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit in einer sich rasant verändernden Welt schaffen.
Auf europäischer Ebene wurden dafür die ISO-Normen 22301 und 22316 entwickelt. In unserer globalisierten, technologiegrtriebenen Welt liefern diese Normen die Basis für eine zukunftsfähige Unternehmensreslienz.
Ein integrativer Ansatz zur Sicherung langfristiger Wettbewerbsfähigkeit erfordert eine klare Strategie, ein robustes Steuerungssystem und die Unterstützung durch passende Normen wie die DIN EN ISO 22301 und ISO 22316.
Fazit
Ohne die explizite Einbindung geeigneter Methoden und IT-Lösungen bleiben die Normen ein theoretisches Rahmenwerk. Dies schwächt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, da die Umsetzung notwendiger strategischer und operativer Maßnahmen verzögert oder gar unmöglich wird. Nur durch diese Kopplung können Unternehmen ihre Resilienz stärken, Krisen meistern und langfristig erfolgreich bleiben.
Zusätzliche Klarstellung:
Bei fehlender Verknüpfung der Normen ISO 22301 und ISO 22316 mit zwingend notwendigen Methoden- und IT-Unterstützungswerkzeugen führt dazu, dass Zeit ohne angemessenen Gegenwert investiert wird. Unternehmen verschwenden wertvolle Ressourcen auf theoretische Ansätze, die in der Praxis keine nachhaltige Resilienz oder wirksame Steuerung ermöglichen.
Forderung:
Ohne die Integration moderner Technologien und standardisierter Werkzeuge wird die Umsetzung der Normen ineffizient, wodurch Unternehmen unnötigen Aufwand betreiben und dennoch keine substanzielle Verbesserung ihrer Widerstandsfähigkeit erzielen.
Die Normen müssen daher eine verbindliche Kopplung an praxis-orientierte Lösungen vorsehen, um einen echten Mehrwert zu schaffen und Erfolgs- und Zeitverluste zu vermeiden.
Mit den neu entwickelten Methoden und Tools ist es möglich, alle Unternehmen bei der Umsetzung der ISO-Normen 22301 und 22316 zu unterstützen. Diese sollen national umgesetzt werden, um die Unternehmens-Resilienz zu garantieren.
Für eine starke Unternehmens-Resilienz – gestalten Sie Ihr Unternehmen krisensicher!